Der Weihnachtsabend
Der Weihnachtsabend ist erschienen
Wie jubelt laut die Kinderschaar!
Ist ja das Fest der Kleinen,
Sich freuen schon das ganze Jahr.Sie konnten kaum warten,
Dass den Christbaum sie umstehen
Und alles was der Elternliebe
Für sie bereitete, besehen!Das hat das Christkind Euch gesendet,
Versicherte das Mütterlein,
ein Engelein ist hier gewesen,
das legte Euch die Gaben ein.Auch draussen and der Strassenecke
Stehet einen Frau doch Kummerreich,
Im Arme hält sie Ihre Kleine,
Lieb Röschen ist so krank und bleich.Sie kann dem kleien Kind nichts geben,
Den schwer belastent ist die Not,
In Schnee und Kälte muss erbetteln,
Für Röschen sie ein Abendbrot.Und weinend hält sie ihre Kleine empor,
Da horch da kommt ein Wagen,
Wie tiefgebant starrt drauf Ihr Blick,
Und aus der hellen Fensterscheibe
Zeigt sich ein freundlich Angesicht!Der Wagen hält, jetzt winkt die Kleine,
Der bleichen Frau. Die hält Ihr hin,
Ein Silberstücklein nach dem anderen,
Bis nichts mehr in dem Beutlein drinn.Und die Mutter sich hat gesammelt,
Entschwand die Frau das holde Kind?
Und sagt wer war es
Der das Herz des Kindes so tief gerührt?
Elisabeth war es - die Kaiserin von
Österreich!Von Rosa Auer im Jahre 1907, Klosterschule in Ybbs an der Donau.